Zentrum Neustadt 1832
               
Zur Anfangsseite ] Eine Ebene höher ] Die Ebstorfer Weltkarte ] Industrie Erfenstein-Neustadt ] Katasterblatt 1836 ] [ Zentrum Neustadt 1832 ] Mühlenplan Neustadt 1766 ] Gewässerplan 1759 ] Helmbachbegradigung ] Wasserschloss Marientraut ] Militärkarten ]
 

 

 

Situationsplan des Stadtbachs (ein Arm des Speyerbaches) in Neustadt 1832

Fotografien von M. Grund nach dem Originalplan aus dem Landesarchiv Speyer (LASP W 1/8282)

Interessant ist der Vergleich mit einer weiteren historischen Karte, HIER KLICKEN

Alter Stich von Poppel (1840)

Textquelle: "Neustadt eine Stimme geben" (725 Jahre Stadtrechte, Begleitheft zur Jubiläumsausstellung, erschienen 2000, by Verlag Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz, Hrsg. Paul Habermehl)

Am 23. August 1831 hatte der Kgl. Bezirksingenieur Spatz den Auftrag erhalten, den Streckenabschnitt des Stadtbachs vom Casimirianum an bis zur östlichen Stadtmauer in allen Einzelheiten aufzunehmen . Anlass war eine Beschwerde des Stadtmüllers Heinrich Mattil über Veränderungen bzw. Einbauten im Bachbett des Stadtbachs, die der Stadtmühle schadeten. Die zeichnerische Aufnahme erfolgte am 20./21. September 1831; das Gutachten legte er mit dem Situationsplan, einer kolorierten Federzeichnung, im Juni 1832 der Kgl. Regierung in Speyer vor. 

Der Stadtbach tritt östlich des Teilungspunktes von Speyerbach und Floßbach knapp unterhalb des Casimirianums durch zwei Bögen in der Zwingermauer in die Kernstadt ein. Die Bögen haben eine Höhe von 0,92 m und sind 2,43 bzw. 2,34 m breit.  

Am Teilungspunkt quert eine alte 14 Meter lange Schwelle den Floßbach. Sie besteht aus Hausteinen und hat einen Querschnitt von 50 x 45 cm. Eine hölzerne Unterkonstruktion gibt ihr den erforderlichen Halt. Auf der Steinschwelle ist eine 7,5 cm breite und 2 cm hohe Eisenschiene befestigt, die ursprünglich im Lot lag und garantierte, dass der Stadtbach eine für die Stadtmühle günstige Wasserhöhe von 74 cm hatte. Eingezeichnet ist auch der Grundriss der Marientraut, die damals Kantonsgefängnis war.  

Die Stadtmühle in Neustadt, Lage Juliusplatz, existiert nicht mehr. 1720 erwirbt Joh. Jak. Sauter sie von Leopold Barde als Erbbestandsmühle, 3 Wassergänge von Anfang an, 65 1/2 Malter Kornzins, 6 fl Mastgeld, in die Gefällverweserei 20 Kreuzer für einen Kapaun, ins Stift 1 1/2 Malter Korn, in das Armeleutamt 52 Kreuzer, in das Spital Branchweiler 3 1/2 Kreuzer, Müllerumgeld l fl 9 Kr. Besitzer 1738: Joh. Georg Sauter, Sohn des Joh. Jak. Sauter. Zeichnung der Stadtmühle aus dem 19. Jahrhundert, BERZEL, GERHARD, Neustadter Skizzen, Aus dem Leben der Stadt und ihrer Umgebung, PVA 1988

Am Ende seines Gutachtens entwirft Spatz einen Sieben-Punkte-Plan, eine Art Bachordnung des vorindustriellen Zeitalters. Das Gutachten (LASP H 3/7730, f. 33-48) ist Teil eines dickleibigen Aktenbandes, der bislang noch nicht ausgewertet wurde. Zum Floßbach sei bemerkt, dass 1403 das Holz noch auf dem Speyerbach durch die Stadt geflößt wird, d. h. dass der Floßbach kurze Zeit danach angelegt worden sein kann.

Die alte Schrann, eine Art mittelalterliches Kaufhaus am Eingang der Metzgergasse ist teilweise über dem Stadtbach errichtet. Die steinernen Stützen stehen fast in der Mitte des Bachbettes. Die Schrann geht auf den Pfalzgrafen Ludwig III. zurück, der den Bürgern der Stadt Neustadt im Jahr 1424 auf ewige Zeiten das Recht gab, ein Gemeindekaufhaus zu unterhalten. 

Der Situationsplan ist eine topographische und kulturhistorische Rarität. Er gibt einen guten Einblick, wie die durch den Stadtbach geteilten Hälften der Stadt durch hölzerne Stege oder steinerne Brücken miteinander verbunden waren.

Zugleich dokumentiert er die Zunahme der Gewerbebetriebe, die sich seit der Französischen Revolution am Stadtbach niedergelassen haben. 

Besonders auffallend die Gerbereien mit den Lohmühlen und Pritschen für das Aufhängen der Felle im Wasser. 

Die Treppenstufen erlauben es den Gewerbetreibenden, über einen Hintereingang ihres Hauses Wasser aus dem Stadtbach zu schöpfen. Fischkästen sind seit dem Mittelalter in der Kernstadt als Standbecken im Erdgeschoss beliebt, hier hängen sie im fließenden Wasser. 

 

 

 

 

 

 

 

 


Impressum