2- Traditionelle Wirtschftsformen
               
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JENTSCH, Christoph &  LUKHAUP, Rainer: Die Holztrift im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald als ein traditionelles Element der Kulturlandschaft. In: Beiträge zur Landeskunde Südwestdeutschlands und angewandten Geographie (Dieter Anhuf & Christoph Jentsch, Hrsg.), Mannheimer Geographische Arbeiten, Heft 46, 1998, pp.33-48


Traditionelle Wirtschaftsformen im Pfälzerwald

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Extensivierung der Bodenbewirtschaftung im Gebiet der Pfalz und insbesondere der großen Waldlandschaften der Mittelgebirge, die auf tiefgreifende Umbewertungen von Siedlung und Wirtschaft in der Industriegesellschaft zurückzuführen sind, haben schon einige Zweige traditioneller Wirtschaft eine historisch-geographische Beschreibung und Bewertung erfahren. Diese sind Voraussetzung für die Identifikation der Öffentlichkeit mit vergangenen Bewertungen einer Kulturlandschaft. Der Bergbau auf Erze und deren Verarbeitung im Pfälzerwald und seinen Nachbarlandschaften sind hier an erster Stelle zu nennen, weil ihre Spuren bei Besuchern und Bewohnern auf das vielfältigste Interesse gestoßen sind und vielversprechend in das touristische Angebot eingebracht werden können. Allein aus diesem Betriebszweig erwächst eine breite Palette von Fragestellungen hinein in Wasser- und Energiewirtschaft, Arbeitskräftebesatz und Transportwesen (CLOER/KAISER-CLOER 1984, SPUHLER 1966).
In engem Zusammenhang mit der Forstwirtschaft sind die vielfältigen Waldgewerbe wie Harzgewinnung, Glasmacherei oder Pottaschbrennerei zu sehen, die auch im Pfälzerwald zahlreiche Siedlungen hervorgebracht haben, die heute meist nur noch aus Flur- und Ortsnamen zu erschließen sind (SEEBACH 1994). Auch auf diesem Gebiet hat die Wasserwirtschaft eine herausragende Bedeutung.
Zum bäuerlichen Betätigungskreis gehörte eine Niederwaldwirtschaft, die im "Röderland" des südlichen Pfälzerwaldes eine echte Feld-Wald-Wechselwirtschaft beinhaltete, mit der die bäuerliche Subsistenz aufgebessert wurde, weil in diesem Gebiet der Talniederungen die Wiesenwirtschaft überwog. Von dieser wiederum ist zu erwähnen, daß sie durch zusätzliche Bewässerung und den aufwendigen "Schemelbau" zu höherem Ertrag gebracht werden mußte, um der intensiven Viehhaltung gerecht zu werden.
Am Beispiel der nach dem 2. Weltkrieg fast schlagartig aufgegebenen Wiesenbewässerung im Schemelbau kann der Qualitätsverlust einer Kulturlandschaft aus Gründen der Vernachlässigung sehr eindrucksvoll belegt werden: Wasserzuführung wie auch Entwässerung der Parzellen erfolgten durch kleine Gräben, die der dauernden gemeinschaftlichen Pflege durch die Anlieger bedurften. Wurden diese Arbeiten nicht regelmäßig durchgeführt, kam es zu Versumpfungen ganzer Wiesengewanne und Flurteile. Das Königsbruch in der Gemarkung Fischbach bei Dahn, einst auf die beschriebene Weise genutzt, verwandelte sich durch die eingestellte Nutzung wieder in ein vernäßtes Areal, das durch spontanen Holzanflug allmählich in einen Bruchwald überzugehen drohte. Auch deshalb kam der Gedanke auf, das ganze Bruch durch Stauung zu fluten und der wasserorientierten Erholung zuzuführen. Ökologen ist es zu verdanken, daß von der absolut nicht standortgerechten Nutzung Abstand genommen wurde.
Die Fließgewässer des Pfälzerwaldes hatten neben der bereits geschilderten Bedeutung vor allem die Aufgabe der Wasserkraftnutzung für Mühlen und Sägen, darüber hinaus im Triftbetrieb, weil sie den Holztransport aus den innersten Waldgebieten bis zu den Verteilungs- und Verbrauchsstätten in der oberrheinischen Ebene gewährleisten konnten. Die Holztrift, im pfälzischen Sprachgebrauch sogar in amtlichen Urkunden etwas verallgemeinernd als Flößerei bezeichnet, soll in diesem Beitrag als ein Beispiel für ein traditionelles kulturlandschaftliches Element behandelt werden, weil nicht nur ihre Spuren vielerorts erkennbar geblieben sind, sondern auch die Erinnerung daran bei der betroffenen Bevölkerung nicht selten erhalten ist.

 

 

 

 

 

 

 


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