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T. Schmehrer: Geografische und historische Perspektiven des Kulturlandschaftswandel am Beispiel des Triftwesens in der Bayerischen Pfalz 1816-1860, Mitteilungen der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, Nr. 15/1998


Lage, Abgrenzung und Charakteristik des Untersuchungsgebietes

So stellt zum einen die Kulturlandschaft Pfälzerwald ein äußerst schwieriges Untersuchungsobjekt dar, weil die einzelnen Wälder als 'dynamische Kulturlandschaftsrelikte' mit ihren vielfältigen unterschiedlichen Ausprägungen kein einheitliches Bild aufweisen. Diese Uneinheitlichkeit und die Größe des Pfälzerwaldes erfordern es daher, das Untersuchungsgebiet auf einen kleinen, charakteristischen Raumausschnitt zu begrenzen.

Zum anderen ist das zentrale Thema der Arbeit das pfälzische Triftwesen, mit seinen sowohl direkten als auch indirekten Auswirkungen auf die Kulturlandschaft. Da das Speyerbachtal mit seinen Seitentälern das Haupteinzugsgebiet des pfälzischen Triftwesens darstellt und zugleich in die zentralen Bereiche des Pfälzerwaldes hineinreicht, fiel die Abgrenzung des Untersuchungsgebietes auf dieses Flußtal und die umgebenden Waldgebiete.

Hinsichtlich der ausgedehnten Wälder im Untersuchungsgebiet ist jedoch anzumerken, daß sich die Studie bewußt nur auf einige Waldbereiche bezieht. Die Gründe hierfür liegen in dem kaum zu bewältigenden Quellenmaterial zu den gesamten Waldungen des Untersuchungsgebietes. Daher beschränkt sich die Arbeit auf einzelne Wald- bzw. Forstdistrikte, um an diesen den Wandel der Kulturlandschaft exemplarisch aufzuzeigen.

Der Untersuchungsraum umfaßt demnach den östlichen Teil des Mittleren Pfälzerwaldes auf einer Strecke von ca. 20 km Luftlinie zwischen der Wasserscheide (Eschkopf, 608 m ü. NN) im Westen und dem Haardtrand mit der Stadt Neustadt a. d.W. im Osten. Bezüglich der Nord-Süd Ausdehnung (etwa 20 km) orientiert sich die Abgrenzung im wesentlichen am Einzugsgebiet des Speyerbaches, so daß der Untersuchungsraum damit im Norden an das "Lauterer Becken" und das Isenachtal bis zu dessen Austritt in die Oberrheinische Tiefebene bei Bad Dürkheim grenzt und im Süden an eine gedachten Linie zwischen Eschkopf im Westen und dem Kesselberg (662 m ü. NN) im Osten stößt.

Landesnatur

Die naturräumliche Einheit Mittlerer Pfälzerwald, im Sinne der von Daniel Häberle erfolgten "Dreiteilung des Pfälzerwaldes in einen nördlichen, mittleren und südlichen Abschnitt" liegt im zentralen Bereich der Landschaft Pfälzerwald. 

Der Pfälzerwald bildet zusammen mit seiner südlichen Fortsetzung in den Vogesen das linksrheinische Gegenstück zum Odenwald und Schwarzwald und ist damit als der "Nordwestflügel der oberrheinischen Gebirgsumrahmung und als östlicher Ausläufer des saarländisch-lothringischen Schichtstufenlandes zu definieren." Der einheitliche, aber doch vielgestaltige Buntsandsteinuntergrund, der sich im zentralen Bereich in Höhen bis über 600 m erhebt, stellt das prägende Moment dieser Landschaft dar. Die nährstoffarmen Böden bedingen einen Waldbedeckungsgrad von bis zu 90%. Damit ist der Pfälzerwald mit einer Flächenausdehnung von etwa 1770 km2 das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland.

Übersichtskarte des Pfalzer Waldes 

Quelle: Geiger 1987, S. 13

Eine relativ genaue Abgrenzung des Pfälzerwaldes ist nach allen Seiten hin gut festlegbar. Im Osten bildet die Bruchstufe des Oberrheingrabens mit der rebenbedeckten Vorhügelzone des Haardtrandes in einer Nord-Süd-Erstreckung von 54 km eine markante und scharf trennende Begrenzung." Im Westen orientiert sich die Grenze an der tonreicheren Röt-Muschelkalkauflage der Hochfläche des östlichen Zweibrücker Westrichs (Sickinger Höhe). Dieser Grenzsaum verläuft von Landstuhl aus entlang den Tälern der Bäche Queidersbach, Moosalbe, Schwarzbach und Rodalbe über Pirmasens, Eppenbrunn bis zur deutsch-französischen Landesgrenze. Nach Norden hin reicht die Grenze an die offeneren Bereiche des Nordpfälzer-Berglandes heran und verläuft unter Einschluß einiger Rodungsinseln und des Stumpfwaldes von Siegelbach über Otterberg, Schallodenbach, Münchweiler, Eisenberg nach Neuleiningen. Im Süden wird die landschaftlich einheitliche 'morphogenetische Struktur' des Pfälzerwaldes und der Vogesen durch die Staatsgrenze zu Frankreich getrennt.

Namengebung

Der Name 'Pfälzerwald' für dieses Mittelgebirge ist im Gegensatz zu anderen Waldnamen in Deutschland vergleichsweise jung. Er stammt erst aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts (1843), als bei einer Tagung von Forstleuten über neue Forstwirtschaftsregem 'für die Waldungen auf dem bunten Sandsteingebirge der Pfalz' der Name 'Pfälzerwald' vorgeschlagen wurde. Durch Daniel Häberle mit seiner Monographie über den Pfälzerwald von 191l und die Aktivitäten des 1902 gegründeten Pfälzerwaldvereins erlangte die neue Namengebung dann bald allgemeine Anerkennung.

Auch wenn in der Folgezeit mehrere Auseinandersetzungen über Schreibweise und genaue Bezeichnung aufkamen (so z.B. über den alten Namen Wasgau), hat sich 'Pfälzerwald' nicht nur durch die Festlegung des Ständigen Ausschusses für Geographische Namen (StAGN) mittlerweile als Name etabliert.

Für den Ostsaum des Mittleren Pfälzerwaldes wird von alters her die Bezeichnung Haardt verwendet. Dieser Bereich wurde vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert von den Dörfern entlang der Weinstraße (i.e. die agrarisch genutzte Vorhügelzone des Oberrheinischen Tieflandes) in die bäuerliche Nutzung miteinbezogen. Diese Waldungen wurden mit dem aus dem Althochdeutschen stammenden Ausdruck 'hart' bezeichnet. Noch heute finden sich zahlreiche Gemeinden in der Rheinebene, deren Ortsnamen auf diese alte Waldnutzungsform hinwei­sen, so z.B. Harthausen. Durch die bäuerliche Übernutzung verarmten die Böden dieser Waldbereiche so sehr, daß die Kiefer heute die vorherrschende Baumart darstellt. Die Haardt besitzt somit eine spezifische naturräumliche Charakteristik. Eine Übertragung der Namen 'Haardt' bzw. 'Haardtgebirge' auf den gesamten Bereich des Pfälzerwaldes, wie z.T. in der Literatur zu finden, scheint sich daher nicht anzubieten.

Gesteinsuntergrund und Reliefbild

Die morphologische Struktur und die Vegetationsbedeckung des Untersuchungsgebietes werden durch den Gesteinsuntergrund und dessen Schichtenlagerung bestimmt. Als Ergebnis der tektonischen Vorgänge des Tertiärs prägen sie das heutige charakteristische Landschaftsbild des Pfälzerwaldes und seiner Randbereiche.

Vor etwa 48 Mio. Jahren wirkten durch die Auffaltung der Alpen starke Druckspannungen auf die Bereiche des heutigen Mitteleuropa ein. Es kam zur Absenkbewegung des Rheingrabens bei gleichzeitiger Heraushebung der Grabenränder (Vogesen, Pfälzerwald im Westen, Schwarz­wald, Odenwald im Osten). Während der Emporhebung des Deckgebirges der Grabenränder wurden die etwa 700-800 m mächtigen Dogger-, Lias-, Keuper- und Muschelkalk-Schichten abgetragen und der Buntsandstein, ein etwa 450 m mächtiges Sediment aus dem ersten Zeitabschnitt der Trias (225-210 Mio. Jahre v.h.), gelangte an die Oberfläche. Die Aufwölbung des Deckgebirges bewirkte zugleich eine Schrägstellung (1-4° Neigung von E nach W) der Buntsandsteinschichten. Diese Schrägstellung hat zur Folge, daß sich am Grabenrand die ältesten Buntsandsteinschichten befinden, während man im Westteil des Pfälzerwaldes auf jüngere Buntsandsteinschichten trifft, "die dann in der Westricher Hochfläche vom Muschelkalk überlagert sind." Des weiteren erfolgte die Emporhebung nicht gleichmäßig, sondern in der Ausprägung einer von Nord nach Süd verlaufenden Sattel-Mulden-Sattel-Struktur, so daß im südlichen Pfälzerwald die älteren Schichten des Unteren Hauptbuntsandsteins (Trifelsstufe), im Mittleren Pfälzerwald die jüngeren Gesteins­schichten des Mittleren und Oberen Hauptbuntsandsteins (Rehberg- und Karlstalstufe), im nördlichen Bereich wieder ältere Schichten (Unterer Buntsandstein, Staufer Stufe) vorherrschen. Die schon erwähnte Dreiteilung des Pfälzerwaldes orientiert sich an diesen 'markanten Landschaftsunterschieden'.

Die einzelnen Buntsandsteinschichten des Pfälzerwaldes weisen stark wechselnde und verschieden harte Faziesverhältnisse auf. Diese unter­schiedliche Widerständigkeit (weiche Schichten führen zu Verebnungen, harte Schichten zu Stufen) führt zur Ausbildung einer Schichtstufenlandschaft. Durch die eigentümliche Bruchtektonik, verbunden mit einer starken fluvialen Zerschneidung der Verebnungsflächen ist der Pfälzerwald jedoch nicht ganz problemlos als Schichtstufenlandschaft anzusprechen.

l = Nordgrenze des Buntsandsteins: 2 == wichtige Verwerfung; 3 = Bruchstufe des Pfälzerwaldes zum Rheingraben; 4 = Schichtstufe der Staufer Schichten im N des Pfälzerwaldes; 5 = Schichtstufe der Rehbergschichten; 6 = Schichtstufe der Karlstalstufe; 7 = Schichtstufe des oberen Buntsandsteins; 8 = geologischer Sattel; 9 = geologische Mulde: 10 = Landterrasse der Westricher Hochfläche; 11 = Senkungsgebiet des Oberrheingrabens;

Geologisch-morphologische Strukturkarte des Pfälzerwaldes Quelle: Geiger 1987, S. 34

Der Pfälzerwald präsentiert sich somit als ein Gebirge mit vielen engen, steilwandigen Tälern, zwischen denen sich nur wenige Hochflächen erhalten haben. Insbesondere die unzähligen Bergtücken, Kuppen und die tiefeingesenkten, meist kerbtalförmigen Täler prägen das Reliefbild dieser Schichtstufenlandschaft.

Für das Reliefbild des Mittleren Pfälzerwaldes ist festzuhalten, daß sich durch die unterschiedliche morphologische Härte des dort anstehenden Mittleren Buntsandsteins (vornehmlich Karlstal- und Rehbergstufe) eine relativ dichte Abfolge von Schichtstufen und dazwischen liegenden Landterrassen ergeben hat." In diesem mittleren Abschnitt liegen die höchsten Erhebungen des Pfälzerwaldes, nämlich Kalmit (673 m ü. NN), Kesselberg (663 m ü. NN) sowie Eschkopf (608 m ü. NN) und Weissenberg (609 m ü. NN). Sie sind Zeugenberge der besonders widerständigen Kameolstufe. Zugleich befindet sich in diesem Teil des Pfälzerwaldes der Mittelpunkt des Gewässernetzes. Von diesem Gebiet aus, das sich als Wasserscheide über Eschkopf und Johanniskreuz in Nord-Süd-Ausrichtung hinwegzieht, entwässern alle größeren Bäche des Pfälzerwaldes entweder nach Osten in den Rhein oder nach Westen in die Saar.

Böden

Der Pfälzerwald präsentiert sich aus bodengeographischer Sicht als ein relativ homogener Raum, "der durch das Vorherrschen sandiger, in der Regel ton- und nährstoffarmer Böden vom Typus der Braunerden, podsolierten und stellenweise vergleyten Braunerden, Parabraunerden und Ranker charakterisiert ist." Die Bodenarten unterscheiden sich lediglich durch die verschiedenen Korngrößen des Buntsandsteins als bodenbildender Gesteinsuntergrund und dessen Verwitterungsanfälligkeit. Der   im  Mittleren   Pfälzerwald  vorherrschende   Buntsandstein (Karlstalschicht, Rehbergschicht) verwittert zu kiesigen und leicht vergleyten Sanden. Vom Bodentypus her handelt es sich in den Karlstalschichten teilweise um mittel- bis tiefgründige, basenarme Braunerden, überwiegend jedoch um podsolige Braunerden. Sie sind durch eine große Nährstoffarmut und Wasserdurchlässigkeit gekennzeichnet. Diese Bodentypen bilden sich insbesondere in den ebenen Lagen und flächigen Teilbereichen aus. Durch die starke Zertalung des Mittleren Pfälzerwaldes überwiegen jedoch die Bereiche mit oft sehr steilen Hanglagen. Hier kommt es je nach Abtragungs- und Erosionsintensität zur Entstehung von Rankem und flachgründigen Braunerden. Zu erwähnen sind außerdem die landwirtschaftlich nutzbaren 'Höhenlehme' (nährstoffreiche sandige Lehme und Parabraunerden) der Rodungsinseln um Trippstadt, Schopp und Stelzenberg.

Hydrologische Situation

Der Pfälzerwald stellt eine recht eigenständige Gewässerlandschaft dar. Das versickernde Niederschlagswasser wird von den Sandböden schnell aufgenommen und dem Grundwasser zugeführt. Entsprechend des Verlaufs der Schichtstufenränder tritt es dann an den Quellhorizonten wieder zutage. Diese Quellhorizonte sind insbesondere in der Karlstalstufe im Mittleren Pfälzerwald gut ausgeprägt. Die unzähligen kleinen Rinnsale und Bäche laufen den größeren, meist in breit ausgeräumten Kastentälern liegenden Hauptbächen (z.B. der Speyerbach) des Pfälzerwaldes zu.

Aufgrund der hohen Wasserspeicher- und Leitfähigkeit des Buntsandsteines stellt der Pfälzerwald ein bedeutendes Grundwasser-Reservoir für die dichtbesiedelte Rheinebene dar.

Klima

Das Klima des Untersuchungsraumes gehört großklimatisch gesehen zum gemäßigt-atlantischen Klimabereich Europas. Im Gegensatz zu dem wintermilden, sommerwarmen und niederschlagsarmen Beckenklima der Oberrheinische Tiefebene zeichnet sich das Klima des Pfälzerwaldes durch einen feucht-kühlen ozeanischen Charakter aus. Die Mittelwerte der Temperaturen sind in den verschiedenen Bereichen des Pfälzerwaldes sowohl von der Höhenlage als auch von der 'relativen Lage zum Relief abhängig. Durch Inversionen und Kaltluftansammlungen in den Tälern entstehen somit Temperaturunterschiede zu den Hochflächen von bis zu 5°C. Im Normalfall liegen jedoch die Gipfellagen des Pfälzerwaldes ungefähr 3°C unter der Durchschnittstemperatur der Rheinebene.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,7°C (Periode von 1951-1970) mit etwa 31 Sommertagen (Tagesmaximum mind. 25°C) und 87 Frosttagen (Tagesminimum unter 0°C). Die Länge der Vegetationszeit beläuft sich für den Mittleren Pfälzerwald auf etwa 200-210 Tage. Auch für die Menge der Niederschläge ist eine Abhängigkeit von Jahreszeit, Höhenlage und relativer Lage zum Relief zu konstatieren. Insgesamt empfängt der Pfälzerwald im Laufe des Jahres Niederschläge von durchschnittlich 790 mm, wobei insbesondere im Mittleren Pfälzerwald Werte bis zu 950 mm/Jahr auftreten.

Vegetation

Das heutige Vegetationsbild des Pfälzerwaldes ist das Ergebnis der jahrhundertelanger Einflußnahme des Menschen auf diesen Raum. So sind selbst die Wälder des Pfälzerwaldes "mehr oder minder von Nutzungsansprüchen geprägte Wirtschaftswälder."

Die ursprüngliche Vegetation des Pfälzerwaldes wies einen artenarmen Eichen-Hainbuchenwald auf, der nur noch an einigen wenigen Standorten (um Johanniskreuz) anzutreffen ist. Die edaphisch bedingte Trockenheit (Durchlässigkeit des sandigen Untergrundes), Hangneigung, Exposition und Höhenlage bestimmten weiterhin die Wuchsbedingungen. Diese Faktoren veranlaßten zu den großangelegten Kieferanpflanzungen, die bis vor wenigen Jahren noch über 50% des Baumartenbestandes des Pfälzerwaldes ausmachten. Ausgedehnte Kiefernwaldungen befinden sich vor allem auf den sonnseitigen, nährstoffarmen Böden im Bereich des östlichen Gebirgsrandes. Auf schattenreichen Standorten mit tiefgründigeren Böden sind teilweise Fichtenwaldungen zu finden, die insgesamt gesehen jedoch nur eine geringe Rolle spielen. Die Nordhänge und die flächenhaften Bereiche tragen überwiegend Laub-Mischwald.

In den wasserreichen Talniederungen, die ursprünglich Standorte der Schwarzerle und Bachesche waren, befinden sich heute meist brachgefallene und überbuschte Wiesen oder Fichtenforste. Zudem ist an den unter thermischem Einfluß des Oberrheingrabens stehenden Osträndern des Pfälzerwaldes das Vorkommen eines langgestreckten Edelkastaniensaumes festzustellen.

3.2    Kulturlandschaft

Die Besiedelung des Pfälzerwaldes fand verhältnismäßig spät statt. Von einer frühgeschichtlichen, römischen und frühmittelalterlichen Besiede­lung blieben die weiten Waldbereiche fast gänzlich ausgenommen. Die einzige Ausnahme bilden die großen, vom Grabenrand aus gesehen, offenen Taltrichter der Bäche Speyerbach, Queich und Isenach, die teilweise "schon sehr früh für wenige überregionale Wege zwischen den Gauen um Saar und Blies sowie dem Oberrheinischen Tiefland genutzt wurden."

Im Hochmittelalter führte dann der Bevölkerungsdruck aus den umgebenden Bereichen zu einer ersten dauerhaften Besiedlung, die sich vor allem entlang der Täler vollzog. Die Anfänge dieser ersten Besiedlungsphase gehen auf die Initiative der salischen und staufischen Herrscher zurück. Die vielen Burgenanlagen (z.B. die Reichsburg Trifels bei Annweiler), insbesondere entlang des Haardtrandes und der Täler, legen ein eindrucksvolles Zeugnis dieses territorialen Ausbaus im Hochmittelalter ab. Aber auch der Ausbau des Herrschaftsbereiches der Bistümer Speyer und Worms mit ihren Klöstergründungen führte zu Ausgangspunkten einer langsam fortschreitenden Binnenkolonisation in den entlegenen Waldbereichen (z.B. Kloster Eußertal).

Seit dem Mittelalter kam es vereinzelt zu Rodungstätigkeiten, die sich jedoch auf die wenigen, landwirtschaftlich nutzbaren Hochflächen beschränkten. Die Bevölkerungsverluste des Dreißigjährigen Krieges wur­den in der Folgezeit durch den territorialen Landesausbau und eine gezielte Einwanderungspolitik der jeweiligen Landesherren kompensiert. Auf sie geht die Gründung zahlreicher kleinerer Holzhauersiedlungen (z.B. Waldleiningen und Frankeneck) zurück. Die steigende wirt­schaftliche Bedeutung des Rohstoffes Holz ist dabei als der maßgebliche Grund für diese verstärkte neuzeitliche Siedlungstätigkeit zu nennen. Einhergehend mit den gewerblichen Kleinsiedlungen entstanden viele kleine bäuerliche Hofansiedlungen, die aber schon im 19. Jahrhundert aufgrund des Bevölkerungszuwachses und der begrenzten landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeit (Tragfähigkeit) der Wälder aufgegeben werden mußten. Die wüstgefallenen Siedlungen mit ihren kleinen, z.T. überwachsenen Rodungsinseln sind Bestandteil des gegenwärtigen Land­schaftsbildes des Pfälzerwaldes. Die heutigen kleinen Städte und Dörfer unterliegen einem deutlichen Strukturwandel von den ursprünglichen Gewerben (Land- und Forstwirtschaft) hin zu Tätigkeiten in der Industrie und in den Dienstleistungsbereichen. Den nahen Oberzentren Neustadt a. d.W., Ludwigshafen und Kaiserslautern kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu.

Da in den Sedimentgesteinen des Pfälzerwaldes nur wenige Bodenschätze (geringe Eisenerzvorkommen) vorhanden sind, boten sich kaum Anlässe für eine Erschließung, so daß sich auch von dieser Seite her keine Siedlungsinnovationen ergaben. Das wirtschaftliche Wirken der Menschen im Pfälzerwald beschränkte sich hauptsächlich auf land- und forstwirtschaftliche Tätigkeiten, von denen die heute brachgefallenen Rieselwiesen in den Talauen, die vom Wald zurückgewonnenen Stufenraine der ehemaligen Ackerflächen an den sonnenexponierten Talhängen unweit der einzelnen Siedlungen und die Triftanlagen in den Bachtälern zeugen.

In einigen größeren Tälern nutzte man im 19. Jahrhundert die Wasserkraft der Bäche für den Betrieb von Eisenhämmern und Papiermühlen. Die Papiermühlen von Lambrecht und im Isenachtal stellen auch heute noch die einzige nennenswerte Industrie für den Bereich des Mittleren Pfälzerwaldes dar.

Die Verkehrserschließung der ausgedehnten Wälder des Pfälzerwaldes orientiert sich bis heute an den Vorgaben des Reliefs. Die wichtigsten Verbindungen zwischen Ost und West verlaufen daher in den großen Tälern entlang der Bäche Speyerbach - Isenach oder der Queich und im Randbereich des Gebirges, wie beispielsweise die Autobahn A 6 von Mannheim nach Kaiserslautern. Die einzige Nord-Süd Verbindung stellt die Bundesstraße B 48 dar. Ähnlich dem Straßennetz ist auch das Eisenbahnnetz an das Relief angepaßt. Die einzige größere durchgehende Bahnstrecke verläuft von Neustadt a.d.W. über das Hochspeyerbachtal nach Kaiserslautern.

Insgesamt gesehen präsentiert sich der Pfälzerwald als ein relativ dünnbesiedelter Raum (ca. 75 Einw./km2), dessen vergleichsweise späte Erschließung "mit der Unmöglichkeit der landwirtschaftlichen Nutzung, dem Fehlen von Bodenschätzen und der schlechten Verkehrserschließungsmöglichkeit" erklärt werden kann. Als 'das grüne Herz der Pfalz' liegt seine Bedeutung heutzutage wohl vor allem in seiner Erholungsfunktion begründet.

 

 

 

 

 

 

 


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