Gedichte
               
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Text der singenden Elf

Bachputzer 1972

Wir wollen in der Altstadt unser Bachbett wieder ha'm,
wir wollen......
aber gleich wie geschmiert - bevor was passiert,
aber gleich.....

Man raubte durchs Verrohren uns den allerbesten Job.
Wir pfeifen aufs Sanieren, wir woll'n Verrohrungsstop.

Aber gleich wie geschmiert.....
aber gleich wie geschmiert.....

Wer hat mein Bachbett so zerstört,
wer hat.....

Ja, ich lebte für den Speyerbach,
alles and're war mir Nebensach'.
Wer hat mein Bachbett so zerstört?


Oh, wenn ich Dich seh', oh, wenn ich Dich seh',
mal rot, mal blau, Du machst mich schwach,
Du guter alter Speyerbach.
Das kann doch nicht das Ende sein, OH NEIN NEIN NEIN!

Was kippten manche Frauen von hoch oben herab!
"Botschambre"(1) ohne zu schauen direkt uf moi Kapp.
Mich trafen Schutt und Asche
und manche Weinbrandflasche,
ich ging so manches Mal KO, 
ja das ist mein Berufsrisiko.


Chor: Er ging so manches mal KO, ja das ist sein Berufsrisiko 

Canal de Grande, Deine Luft, Canal de Grande, welch ein Duft!
Canal de Grande, Du musst untergeh'n, wir werden Dich nie wieder seh'n!
Und Kinder schwimmen dann nicht mehr
in einer "Weschbrenk" laut umher
das kommt nie wieder, ja das ist längst vorbei,
das kommt nie......

(1) Botschambre: Pfälzische Verballhornung von Pot de chambre (franz.), Nachttopf 

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Text der singenden Elf
Einzug in Neubrixenstein (Klemmhof) 1978



Hallo, mein Boy, ist das der Weg zur Tiefgarage?
Ja, ja, ja, fahr'nse nur hin, da steht ja nie einer drinn.
Hallo, mein Boy, sind das wirklich drei Etagen?
Ja, ja, ja, fahr'nse nur hin, da steht ja nie einer drinn.
Fahr mal mit Dei'm Wagen durch die hohle Gass',
Entlüftungsrohre, Betonträger, ach macht das Spass,
rein ins Labyrinth, d'runten bist geschwind,
wo keiner mehr im Säulenmeer den Ausgang find.

"Einmal nur müßt es wieder sein wie es dazumal einmal war!"

Fahr mit de Weschbrenk, fahr mit de Wäschbrenk,
fahr mit de Weschbrenk im Speyerbach.
Mer sin'die kleene Bachkapitäne.
Ach, is' des schä, doch owends gibt's Krach.
Wenn unsrer Mutter die Weschbrenk fehlt,
krien mer vum Babbe ä Lied erzählt,
de Vadder dreht durch im Abendrot
vier Woche Bach-Fahrverbot.
Fahr mit de Weschbrenk, fahr mit de Wäschbrenk,
fahr mit de Weschbrenk im Speyerbach.
Mer sin'die kleene Bachkapitäne.
Ach, is' des schä, doch owends gibt's Krach.


Wir rücken aus als Mückensturm, gewinnen jede Stroßeschlacht,
mer hahen druff, daß es scheppert, daß es kracht.
Ämol Hinner-, ämol Mittel-, ämol gesche d' Metzgergass
werd geknüppelt, werd getrete, jeder is bei uns ä As.
Mit de Wackerstä und' Latte geh mer uffenanner los, 
gesche uns, do hot käner ä Schoos.
Kumm mol her, Du bleeder Hund, Du kriegschd vun mi die Zäh' poliert.
Noch en Ton, ich nemm die Latt, dann kriegschd doin Mollekopp poliert!
Hau bloß ab, du Heckbangert mit doim rotverlauste Dach,
schunscht fliegscht hochkant in de Speyerbach!

 


Klage des Speyerbaches

Romantisch ist des Baches Seele
Von seiner Quelle bis zum End'
Er sagt, dass ihn der Mensch nur quäle
Und mit ihm gar nicht fühlen könnt'.
Er sei poetisch und ein Träumer,
Und darum bring' es ihn in Wut,
Dass Menschen würfen alte Eimer
Ganz unpoetisch in die Flut.
Konservendosen, alte Töpfe,
Auch solche aus dem Schlafgemach,
Schuh', Ofenrohre, Flaschen, Näpfe,
Die wirft man in den Speyerbach.
Als wenn man einen braven Mimen,
Mit faulen Eiern malträtiert.
Dann tut der Mensch sich auch noch rühmen,
Dass ihn das Schöne int'ressiert.
Doch nicht genug, sie auch verdarben
Des Baches Fluten, silberhell.
Fabrikabwässer, in allen Farben,
Die laufen in den klaren Quell.
Solche Behandlung muss ja kränken.
Sie sich in Neustadt nicht gehört.
Man kann's dem Bache nicht verdenken,
wenn er energisch sich beschwert.
Die Stadt der SChönheit und der Weine
Sich die Beschwerde merken mag.

Wo alles schön ist, sei, ich meine,
Auch schön der brave
Speyerbach. 

Um 1910, aus dem Notizbuch des Stadt- und Dorfanzeigers


Speyerbach 1972

E Wässerle vum Daal raus laaft,
durch Elmstää, LAmbrecht un die Stadt.
Un "Speyerbach" is es gedaaft,
hot frieher klares Wasser g'hatt.

Forelle hätt' er - wie mer heert - 
aach jetzert noch im owwre Dääl,
doch hot er sich vun Fisch geleert,
wu er dann bloo werd odder gääl.

Un in de Stadt hot mer'n verrohrt,
damit mer (schämmen eich!) verdeckt,
wie arg der Bach - obwohl gechlort - 
seit viele Johr schun is verdreckt.

Fließt er dann aus de Stadt enaus,
so an de Kläranlag' vorbei,
dann krieht mer richtich erschd de Graus:
E Puhlloch werd de Bach do glei'!

Do drin wächst jo kään Wasserfloh.
Die Pflanze, kümmerlich, voll Dreck - 
sie vergetiere grad noch so.
Der ganze Nimbus is eweg!

Un dem, wu glaabt, de Speyerbach
wär noch e Zier, sag' ungeschminkt
ich ins Gesicht: "Der hot sei Sach,
ehr Leit, der Speyerbach, die stinkt!"

Venividi 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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