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Bachaspekte
Der künstliche Bach
Historiker gehen davon aus, dass höchstwahrscheinlich
schon die Römer vor ca. 1800 Jahren, spätestens wohl jedoch die Franken um
das Jahr 800 n.Chr. den gesamten Unterlauf des Speyerbaches auf einer Länge
von 20 Kilometern verlegt haben. Er wird mit Dammbauwerken von einem
Talsystem in ein anderes hinübergeführt, um schließlich in der alten
Römer- und Kaiserstadt Speyer in den Rhein zu münden.
Der geteilte Bach
Zwei Mal wird der Bach mit massiven
Sandsteinquaderbauwerken geteilt, eine Art mittelalterlicher
Wasserregelbauwerke. Beim ersten Mal, in Neustadt/Weinstraße am Winzinger
Wassergescheit entsteht an dieser Stelle sogar entgültig ein neuer Bach,
der Rehbach erhält 1/3 des Speyerbachwassers und fließt schließlich
ca. 35 Kilometer weiter nördlich der Speyerbachmündung in den Rhein. An
der zweiten Stelle wird der Bach ca. 10 Kilometer vor Speyer am Hanhofer
Wassergescheit im Verhältnis 1:1 geteilt, am Holzmarkt von Speyer fließen die beiden Bacharme wieder
zusammen. Solche Bauwerke waren im Mittelalter von höchster politischer und
wirtschaftlicher Priorität und wurden, wie im Fall des Winzinger
Gescheites, zwischen dem mächtigen Fürstbischof von Speyer und dem
Kurfürsten ausgehandelt. Der Bischof erhielt demnach 2/3 des Wassers.
Der Autor am Hanhofer Wassergescheit
Der Mühlenbach
Die von privater Hand liebevoll
restaurierte Semmelsberger Sägmühle am Ortseingang von Elmstein
Der Speyerbach war wegen seiner gleichmäßigen Wasserführung als
Mühlengewässer überaus begehrt und so kam es in der Blütezeit der
Mühlenbetriebe vor Erfindung der Dampfmaschine zu einer heute fast
unglaublich anmutenden Dichte von mindestens 31 Mühlen auf 50 Kilometern!
Tuchwalkereien, etliche Papiermühlen, Hammerschmieden, Sägmühlen,
Lohmühlen, Kornmühlen, Ölmühlen sowie eine Steinschleiferei (Achatmühle
Neustadt): Die Wasserkraft des Speyerbach war wie bei kaum einem anderen
pfälzischen Bach Ausgangspunkt mittelalterlicher Wirtschaftsansiedelung.
Durch die Pufferwirkung des Buntsandsteines im Pfälzerwald hat der
Speyerbach eine sehr ausgeglichene Wasserführung, ein interessanter
Zusammenhang zwischen Geologie und Industrie. Die Niedrigwasserabflüsse der
verschiedenen Jahre unterscheiden sich nicht stark, die Abflusswerte sind in
Nassjahren meist nur doppelt so hoch wie in extremen Trockenjahren. Dazu
mehr im Kapitel Hydrologie auf der CD-Rom.
Der Speyerbach bei Lambrecht im 19. Jhd. , nach einer Karte
des kgl.-bayr. Katasteramtes von 1878 digital bearbeitet, die unbearbeitete
Originalkarte stammt aus dem Stadtplanungsamt Neustadt
Drei Tuchfariken zwischen Lambrecht und Neustadt, beim
Standort "Mittlere Tuchfabrik" ist heute die Papierfabrik Knoeckel
und Schmidt ansässig. Bemerkenswert ist die Wasserverteilung im Bereich der
Oberen Tuchfarik. Nach einer Karte des kgl.-bayr. Katasteramtes von 1878
digital bearbeitet, die unbearbeitete Originalkarte stammt aus dem
Stadtplanungsamt Neustadt.
Ein Bach auf dem Holzweg: Die Trift
Ein Riesel im Erlenbachtal, Höhendifferenz
ca. zwei Meter
Fast noch entscheidender für die Bachgeschichte war die
Nutzung als Trift(Flöß)gewässer für Brenn- und Nutzholz von maximal 1,70
Meter Länge. Die Trift auf dem Speyerbach war im Mittelalter ein wichtiger
Wirtschaftszweig mit heute ungeahnt vielen Facetten. Vor Beginn der
Diplomarbeit war mir dieser Sachverhalt praktisch völlig unbekannt, obwohl
der Speyerbach mitten durch meine Heimatstadt fließt. Nur unbewusst hatte
ich in meiner Jugend registriert, dass die meisten Bäche im Pfälzerwald
mit Sandsteinquadern ausgebaut waren, nicht ahnend, dass dies die Folge des
intensiven Ausbaus fast aller Bäche zu Triftgewässern früherer Zeiten
war. In der lokalen Bevölkerung ist die Trift praktisch unbekannt. Kaum zu
glauben, dass ein einst so bedeutender und die Region prägender
Wirtschaftszweig so vollständig aus dem Bewusstsein verschwunden ist.
Im Landesarchiv Speyer gibt es einen umfangreichen Akten- und Kartenbestand
(z.B. Q22, Akten des ehemaligen Triftamtes Neustadt), der von mir
ansatzweise gesichtet wurde. Da ich regelrecht erschlagen wurde von der
Fülle und Qualität der Karten und Akten, entschloss ich mich daher,
lediglich das zur Verfügung stehende Material grafisch anspruchsvoll
aufzubereiten, sowohl das aus den Akten und Karten im Landesarchiv Speyer,
wo ich viele Tage mit aufregenden Studien zugebracht habe, das aus dem
Stadtarchiv Neustadt und jenes aus der Literatur zu diesem Thema. Die ersten
urkundlichen Belege der Flößerei auf dem Speyerbach gehen ins 14.
Jahrhundert zurück, allerdings kann man daraus eindeutig entnehmen, dass
die Flößerei zu dieser Zeit schon mit einem eigenen Berufsstand betrieben
wurde und die Anfänge wohl noch weiter zurückreichen. Über Jahrhunderte
wurde der Bach - und schließlich sogar fast sämtliche Nebenbäche im
Pfälzerwaldbereich des Baches - als Triftkanal mit Sandsteinquadern
ausgebaut, mit Normbreiten von 2,00 Meter bis 4,50 Meter. Es wurden viele
Staubecken (Wooge, Klausen) gebaut, zwischen 8000 und 500 qm³ Rauminhalt
fassend. Nach ELSNER gab es um 1850 im Neustadter Triftbezirk 26 solcher
Wooge, dazu Hunderte von sogenannten Rieseln, die den nötigen Ausgleich des
Gefälles durch spezielle Stürze und Überfälle herstellten.
Ein Riesel im Breitenbachtal,
Höhendifferenz 1,20 Meter
Sie waren aus massivem Sandsteinquadermauerwerk mit
schrägen Sohlrampen hergestellt und sind besonders an fast allen
Nebenbächen des Speyerbaches bis heute in meist hervorragendem baulichen
Zustand, zwischen Speyerbrunn und Elmstein gibt es sogar im Speyerbach
selbst einige Riesel, der Größte überbrückt eine Höhendifferenz von ca.
vier Metern.
Karte nach einem Entwurf von R. Lukhaup
digital bearbeitet und nach eigenen Aufzeichnungen stark ergänzt.
Unbearbeitete Vorlage aus den Unterlagen des ehem. Triftamtes Neustadt. (JENTSCH/LUKHAUP:
Die Holztrift im Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald als ein
traditionelles Element der Kulturlandschaft, Mitteilungen der
Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, Nr. 15/1998)
Karte nach einem Entwurf von R. Lukhaup und
Andreas Pfeifer vom Autor digital bearbeitet, aus der Veröffentlichung
"JENTSCH/LUKHAUP: Die Holztrift im Biosphärenreservat Naturpark
Pfälzerwald als ein traditionelles Element der Kulturlandschaft,
Mitteilungen der Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz, Nr. 15/1998" .
Titel der unbearbeiteten Vorlage: "Generelle Beschreibung des
Wirtschafts-Komplexes Elmstein 1852/1853, Forstamt Elmstein"
Der Speyerbach als Abwasserkanal
Zwischen Frankeneck und Neustadt siedelten sich vom 16.
Jahrhundert an eine größere Anzahl von Tuchfabriken am Speyerbach an, im
17. Jahrhundert begann zusätzlich die Ansiedelung von Papiermühlen.
Abbildung: Amman, Jost
Das Ständebuch : 133 Holzschnitte / Jost Amman. Mit Versen von Hans Sachs u. Hartmann Schopper. Hrsg. von Manfred Lemmer. - 5. Aufl.. - Frankfurt a. M. : Insel Verl., 1975. - 174 S. : Ill.; (dt.)
(Insel-Bücherei ; 133)
Original: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden
Orig. u.d.T.:Sachs: Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden
--------------------------------------------
Pfaelzische Landesbibliothek Speyer:
Signatur: G 22.1849/133
Mitautor war demnach der bekannte "Hans Sachs war ein Schuh-Macher und Poet dazu" (Herzlichen
Dank für den Quellenhinweis von Herrn Rudolf Wild!)
Die Folge war letztendlich eine katastrophale Wasserverschmutzung ab der
Mitte des 19.Jahrhunderts, der Bach war mindestens 150 Jahre auf größeren
Abschnitten biologisch tot. Entscheidend für die Konzentration der
pfälzischen Papierindustrie in und um Neustadt (6 von 9 Großbetrieben in
der Pfalz um die Jahrhundertwende) war nicht etwa der reiche Holzvorrat der
ausgedehnten Wälder des Pfälzer Berglandes, denn Papier wurde in der
Anfangszeit nicht aus Holz bzw. Zellulose, sondern aus Hadern bzw. Lumpen
hergestellt. Der wichtigste Grund zur Ansiedlung im engen Neustadter Tal war
die Wasserkraft des Speyerbaches, die zum Antrieb der Stampf- und Mahlwerke
benötigt wurde, erst in zweiter Linie spielten billige Arbeitskräfte eine
Rolle.
Abflußbeiwerte
MQ |
= |
Mittlerer Abfluß |
MNQ |
= |
Mittlerer Niedrigwasserabfluß |
MHQ |
= |
Mittlerer Hochwasserabfluß |
HQ100 |
= |
Hochwasserabfluß, statistisch alle 100 Jahre |
|
Bachkilometer
Karte
mit Kilometrierung HIER
|
Abfluß
MNQ
(m³/sec)
|
Abfluß
MQ(m³/sec)
|
Abfluß
MHQ(m³/sec)
|
Abfluß
HQ100(m³/sec)
|
Km
18 (nach dem Zusammenfluß mit dem Helmbach)
|
0,655
|
1,11
|
5,40
|
15,50
|
Km
26 (nach dem Zusammenfluß mit dem Hochspeyerbach)
|
1,19
|
2,14
|
8,10
|
20,50
|
Km
35 (unterhalb des Winzinger Wassergescheits) |
0,84
|
1,60
|
5,90
|
14,20
|
Km
60 (Mündung) |
0,97
|
3,03
|
13,30
|
23,20
|
Gesamte
Tabelle Hier
Einflussgebiet: 596 km²
|
Länge: 60 km
|
(Alle
Daten nach Angaben des Wasserwirtschaftsamtes Neustadt/Weinstraße)
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